Andreas Herrmann, Gründer der Berliner mianki.Gallery, hat einen ungewöhnlichen Weg in den Kunstmarkt gefunden. Im Interview mit Anne Böhl, AUMA, verrät er, warum Kunstmessen heute entscheidend für wirtschaftlichen Erfolg im Galeriebetrieb sind – und wie er seine Künstlerinnen und Künstler gezielt ins Rampenlicht rückt.
Lieber Andreas Herrmann, Ausstellungen und Kunst sind Ihr Metier - wie viele Ausstellungen haben Sie mit der Mianki.Gallery schon organisiert?
Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann sind es 73 Einzelausstellungen und 37 Gruppenausstellungen in der Galerie, dazu kommen 35 Messeteilnahmen und zahlreiche Ausstellungen an anderen Orten, in Kunstvereinen, bei Biennalen oder privaten Initiativen.
Auch beim Thema Messen können Sie mitreden, denn ich habe Sie als ausstellende Galerie im Verzeichnis der Art Karlsruhe gefunden. Auf wie vielen Messen stellen Sie jährlich aus? Und nur in Deutschland oder auch im Ausland?
Aktuell stelle ich auf vier Messen pro Jahr aus und seit 2024, mit der paper positions vienna, auch im Ausland. Voraussichtlich kommt dieses Jahr noch eine fünfte Messe in der Schweiz dazu.
Was hat sich bei Ihren Messebeteiligungen in den vergangenen drei Jahren geändert?
Am meisten - und das im positiven Sinn - hat sich der Kontakt zu den Besucherinnen und Besuchern verändert, denn dieser ist deutlich intensiver geworden. Zurückzuführen ist dies wohl auf die Corona-Jahre, die uns unter anderem gelehrt haben, dass nicht alles mit dem digitalen Raum ersetzt, sondern im Idealfall nur ergänzt werden kann.
Die meisten Kunstwerke muss man im Original sehen, um eine Vorstellung der Größe des Werks zu bekommen, seine Intensität zu erleben und zu spüren – wir sprechen auch von der Aura eines Werks, die Farben, die Textur, die Materialen, eventuell die plastische dreidimensionale Ebene. All das kann man nur schwer beziehungsweise gar nicht mit einem Foto im digitalen Raum darstellen und erlebbar machen. Parallel schätzen viele den Austausch und das persönliche Gespräch. Dies merken wir im Übrigen nicht nur auf den Messen, sondern auch in der täglichen Arbeit in der Galerie.
Das Messegeschäft lebt von der persönlichen Begegnung und dem vertrauensvollen Kontakt auf dem Messestand. Wieviel persönliche Begegnung ist für das Galeriegeschäft wichtig?
Es wird gerade vom Institut für Strategieentwicklung IFSE eine neue Galerienstudie für den Kunstmarktstandort Deutschland erhoben, hierzu gab es zum Gallery Weekend Berlin eine erste Veröffentlichung zum Standort Berlin. Besonders interessant sind hier die Zahlen zu Kommunikation und Vertrieb und der Frage danach, welche Maßnahmen besonders zum wirtschaftlichen Erfolg der Galerie beitragen. An erster Stelle stehen hier die persönliche Beziehungspflege mit 78 Prozent und die Messebeteiligungen mit 64 Prozent als die wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Berliner Galerien. Das überrascht mich nicht und ich kann dies aus meiner persönlichen Erfahrung bestätigen. Der Kauf von Kunst hat viel mit Vertrauen, Diskretion aber auch Transparenz zu tun und diese Faktoren funktionieren nur in der persönlichen Begegnung, sei es in der Galerie oder auf der Messe.
Wie nutzen Sie als Galerist Digitalisierung und Künstliche Intelligenz?
Ohne Digitalisierung funktioniert heute keine Branche mehr, so auch bei den Galerien. Das beginnt in der täglichen Arbeit mit E-Mails, Rechnungsstellung und Buchhaltung über die Verwaltung der Werke bis hin zur Internetseite, Social Media und virtuellen Verkaufsräumen, welche die persönlichen Gespräche ergänzen.
Bei der Künstlichen Intelligenz sieht es schon wieder anders aus, denn hier ist die erste Frage: Wofür nutze ich diese? Dann sind wir schnell beim Urheberrecht. Wenn ich beispielsweise einen Text mit der KI erstelle, dann nutze ich das Wissen anderer Menschen, denn die KI schreibt mir ja keinen selbsterdachten Text, wie wir das auf Basis von Recherche und Erlerntem tun. Die KI stellt nur vorhandenes Wissen neu zusammen. Was ist aber mit der Kennzeichnungspflicht und den Rechten? Danach fragt leider niemand. Hier gibt es noch Klärungsbedarf und da wir als Galeristinnen und Galeristen auch immer mit dem Schutz der Urheberrechte der Kunstschaffenden zu tun haben, sind wir – so glaube ich – in diesem Punkt auch besonders sensibel.
Welches schöne Erlebnis auf einer Messe fällt Ihnen spontan ein?
Da fallen mir tatsächlich unendlich viele Erlebnisse ein, denn jede persönliche Begegnung ist auf ihre Art ein schönes und besonderes Erlebnis. Und genau das macht doch auch die Präsenz, für mich mit meiner Galerie, auf einer (Kunst-)Messe aus!
Andreas Herrmann (54) ist Gründer und Inhaber der mianki.Gallery in Berlin. Er hat seine Galerie 2008 in Berlin-Schöneberg gegründet, wo er auch heute noch seine Galerie führt. Er kommt ursprünglich vom klassischen Tanz, hat dann Kunst studiert, bevor er die Seiten gewechselt hat zur Kunstvermittlung.
Weitere Informationen: http://www.mianki.com/