Interview

„Ohne Messeauftritte gäbe es meine Firma heute nicht“

Seit fast zwei Jahrzehnten bringt Heidelore Knirr mit ihrer Firma "European Gourmet Export" süße Spezialitäten und hochwertige Backzutaten in die Golfregion. Im Interview erzählt sie, wann für sie Messe zum Erfolgsrezept wurde.

Seit fast zwei Jahrzehnten bringt Heidelore Knirr mit ihrer Firma European Gourmet Export süße Spezialitäten und hochwertige Backzutaten in die Golfregion – und das mit großem Erfolg. Im Interview mit Anne Böhl für AUMA Compact spricht sie über die entscheidende Rolle von Messen für ihr Unternehmen, die Unterstützung durch das Auslandsmesseprogramm des Bundes und ihre langjährigen Geschäftsbeziehungen in Saudi-Arabien. Mit ihrem neuen Buch „Saudi-Arabien im Wandel“ gibt sie zudem persönliche Einblicke in ein Land im Umbruch – aus der Perspektive einer deutschen Geschäftsfrau.

 

Liebe Heidelore Knirr, mit Ihrer Firma, der European Gourmet Export-Firma, sind Sie auf vielen Messen der Lebensmittel- und Bäckereibranche zu sehen. Welche Bedeutung haben Messen für Ihren Geschäftserfolg?

Messebeteiligungen sind von überragender Bedeutung. Ohne Messeauftritte gäbe es meine Firma heute nicht. Ich erinnere mich immer wieder an die Teilnahme an der IBA 2009 (internationale Fachmesse für Bäckerei, Konditorei und Snacks in München, Anm. der Redaktion). Meine Firma hatte ich 2007 gegründet; die Anfänge waren nicht immer einfach. Ich rang mich durch, an dieser Messe teilzunehmen, quasi als letzte Chance: Das war der Wendepunkt. Ich traf viele alte Bekannte und erhielt schnell erste große Aufträge. Der eine oder andere ist noch heute Kunde.

Sie nutzen seit Jahren auch das Auslandsmesseprogramm des Bundes. Warum?

Gerade bei Auslandsmessen ist der organisatorische Aufwand besonders für kleine Firmen wie meine kaum zu stemmen. Dazu kommen die hohen Kosten, ohne die Gewissheit, dass die gebuchte Leistung auch wirklich zufriedenstellend erbracht wird. Dies übernimmt die Durchführungsgesellschaft für den Gemeinschaftsstand. Ich habe dadurch die Zeit, die Messen gut vorzubereiten, kann die Produktneuvorstellungen planen, meine Kunden einladen und letztlich zu einem gewissen Grad entspannt den ersten Messetag beginnen. Der Stand, die Infrastruktur, die Verpflegung: Für alles ist gesorgt und ich kann mich voll und ganz meinen Besuchern widmen.

Seit über zehn Jahren beteiligen Sie sich an Messen auf der arabischen Halbinsel. Wie hoch ist Ihr Exportanteil im Nahen und Mittleren Osten?

Der Umsatzanteil dieser Region ist sehr hoch. Während die kleineren Golfstaaten nur eine geringe Rolle spielen, ist vor allem der saudische Markt von außerordentlicher Bedeutung für meine Firma.

Ihr soeben veröffentlichtes Buch „Saudi-Arabien im Wandel: Erfahrungsberichte einer deutschen Geschäftsfrau im Königreich Saudi-Arabien“ ist seit kurzem erhältlich. Was war der Auslöser für dieses Buch?

Seit 2015 reise ich regelmäßig geschäftlich nach Saudi-Arabien. Entgegen meinen Vorurteilen und Erwartungen wurde ich dort immer freundlich empfangen und konnte mich frei bewegen. Wann immer ich berichte, dass ich oft und gerne nach Saudi-Arabien reise, werde ich erstaunt gefragt, ob das als Frau denn ginge. 

Die Wirklichkeit vor Ort sieht ganz anders aus als in den deutschen Medien oft dargestellt. Ich erlebte viele Veränderungen im Leben der Saudis persönlich mit und beschreibe diese in meinem Buch - im Gegensatz zu vielen anderen Büchern, die nur das heutige liberale Saudi-Arabien porträtieren.

Wie wandelt sich die Geschäftskultur zwischen Europa und dem Orient?

Das kann ich nicht pauschal beantworten. Bis auf Saudi-Arabien waren die Märkte in der Golfregion immer relativ offene Märkte. Viele Unternehmen nutzen vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate zum Einstieg in den Markt. Die meisten Geschäftspartner sind mit europäischen Verhaltensweisen vertraut. Anders Saudi-Arabien: Bis 2019 war dies ein verschlossenes Land, das nur mit großen Mühen bereist werden konnte. Auch wenn viele der Gesprächspartner sehr wohl die europäischen Gepflogenheiten kennen, wurden bis dahin noch die alten Verhaltensweisen gepflegt. Es galt vor allem, Vertrauen zum Geschäftspartner aufzubauen. War das geschehen, waren Saudis loyale Geschäftsfreunde, denen es nicht nur um den niedrigsten Preis ging.

 

Heidelore Knirr gründete ihr Unternehmen „European Gourmet Export“ 2007, nachdem sie vorher einige Jahre als angestellte Produktmanagerin, Verkaufs- und Exportleiterin tätig war. Die Gesellschaft ist auf den Export von Schokolade und Rohstoffen für die Bäckereien, vor allem in die Golfregion, spezialisiert. Für sie ist die Gulfood in Dubai mit Abstand die wichtigste Messe, weil sich dort alle in der Region ansässigen Marktteilnehmer treffen und der German Pavillon ein beliebter Treffpunkt ist, sowohl für Aussteller als auch Besucherinnen und Besucher.


4. November 2025

 

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