Am 1. Januar 1907 nimmt in Berlin eine Organisation ihre Arbeit auf, die fortan die Interessen der ausstellenden Industrie vertritt. Diese „Ständige Ausstellungskommission der deutschen Industrie“ ist die Keimzelle, aus der sich in den folgenden Jahren der „Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der deutschen WIrtschaft“ entwickelte. Heute ist der AUMA der Verband der gesamten deutschen Messewirtschaft, denn seit Anfang der fünfziger Jahre vereint er sowohl Aussteller als auch Veranstalter und Besucher.
Für mehr Wettbewerb, mehr Transparenz und weniger Regulierung
Der
Auslöser für die Gründung der Ausstellungskommission waren zwei Phänomene: Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts gab es in Deutschland ein Überangebot an Ausstellungen und eine höchst unterschiedliche Veranstaltungsqualität. Beides erschwerte der Industrie die Auswahl der „richtigen“ Beteiligungen. Als Mitte der 1920er Jahre dann gar von einer „Messeinflation“ die Rede war, formulierte der Verband seine drei wesentlichen Aufgaben: Transparenz schaffen, auf Veranstalter einwirken und das Begrenzen der Förderung von Messen und Ausstellungen durch unterschiedlichste öffentliche Stellen. Auf Drängen des AUMA wurde 1927 ein Reichskommissariat für Ausstellungen und Messen geschaffen. Es war im Wirtschaftsministerium angesiedelt und sorgte immerhin für ein Mindestmaß an Koordination bei den Messeaktivitäten staatlicher Institutionen.
1927 wurde die Ausstellungskommission in das privatwirtschaftliche „Deutsche Ausstellungs- und Messe-Amt“ umgewandelt und auf alle Messekunden erweitert. Von diesem Zeitpunkt an vertrat es also auch die Interessen von Ausstellern außerhalb der Industrie und von Einkäufern. Im Jahr 1934 erhielt der Verband seine heutige Bezeichnung als „Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft“.
Vom Industrieverband zum Messeverband
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Messewirtschaft in der Bundesrepublik neu strukturiert und bald verschärfte sich dort der Wettbewerb der Veranstalter. Die westdeutschen Messeplätze Frankfurt, Hannover und Köln rangen um das so genannte ‚Leipziger Erbe‘, die Funktionen des einst wichtigsten deutschen Messeplatzes Leipzig, und der Begriff „Messekrieg“ wurde geprägt.
Der AUMA wurde 1949 in seiner alten Struktur wieder gegründet. Als Interessenvertretung der beteiligten Wirtschaft bemühte er sich intensiv darum, die Veranstalter zur Mäßigung im Wettbewerb anzuhalten. Anfang der Fünfziger Jahre wurden unter Federführung des AUMA Aussteller-Beiräte für die größten Messen gegründet. Diese enger werdende Zusammenarbeit zwischen Messeveranstaltern und Ausstellern führte schließlich dazu, dass ab 1956 auch die größeren Messegesellschaften und ihre Verbände in den AUMA aufgenommen wurden. Als im Jahr 1966 auch der FAMA, der Vertreter zahlreicher Regionalmessen-Veranstalter ohne eigenes Gelände, in den AUMA eintritt, ist dort das gesamte Messeveranstalter-Spektrum vertreten. Damit ist der AUMA nun seit über 50 Jahren die gemeinsame Interessenvertretung von Ausstellern, Veranstaltern und Besuchern. 1990, also noch vor der offiziellen Wiedervereinigung Deutschlands, wurde auch die Leipziger Messe Mitglied im Verband der Deutschen Messewirtschaft.
Die Präsenz der Veranstalter im AUMA schlug sich nach und nach auch in der Besetzung des Vorstands nieder. Heute besteht er zu je 11 Personen aus Vertretern der Aussteller- und Besucherseite und aus Vertretern der Veranstalter. Seit 1982 stellen die Veranstalter im AUMA auch einen der beiden stellvertretenden Vorsitzenden. Der Vorsitzende des AUMA ist heute noch wie zu Gründungszeiten ein Vertreter der ausstellenden Wirtschaft.
Ab 1971 begann sich die Mitgliederstruktur des AUMA weiter zu verändern. Waren zuvor nur Dachverbände der Wirtschaft Mitglieder, konnten jetzt auch Fachverbände einzelner Branchen in den Verband eintreten. Mittlerweile sind rund 30 dieser Verbände im AUMA organisiert, darunter auch die Verbände der Messedienstleister, allen voran der FAMAB, der die Messebauunternehmen vertritt. Im AUMA sind heute alle wesentlichen Gruppen zusammengefasst, die bei der Gestaltung und Durchführung einer Messe mitwirken: 36 Messeveranstalter und Durchführungsgesellschaften sowie 38 Verbände der ausstellenden und besuchenden Wirtschaft sowie der Serviceunternehmen.
Marketing, Information, Forschung und Bildung
Eine der Kernaufgaben des AUMA ist heute, das internationale Marketing der Messegesellschaften zu unterstützen. Bereits ab Anfang der 1950er Jahre organisierte der AUMA die Gemeinschaftswerbung der wichtigsten deutschen Messen im Ausland. Sie wurde seitdem in unterschiedlicher Ausprägung fortgesetzt und läuft heute unter dem Motto „Messen made in Germany“. Auch der Begriff ‚Messeplatz Deutschland‘ existiert bereits seit Ende der 1970er Jahre. Er ist das Qualitätssiegel für ein System von Branchenfachmessen, das trotz allen Wettbewerbs nur relativ wenige Überschneidungen aufweist.
Seit 1949 bewährt hat sich die Tätigkeit des AUMA, das Auslandsmesseprogramm der Bundesregierung in enger Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsministerium zu koordinieren. Das Programm, mit dem vor allem Mittelständler bei ihren Auslandsmessebeteiligungen unterstützt werden, ist ein zentraler Baustein der deutschen Außenwirtschaftsförderung.
Darüber hinaus übernimmt der AUMA heute weitere wesentliche Aufgaben. Vor dem Hintergrund des wachsenden Wettbewerbs der Kommunikationsinstrumente zählt das Marketing pro Messe genauso dazu wie die Unterstützung der Auslandsmessen deutscher Veranstalter. Ebenso wichtig ist auch seine Aufgabe, Aussteller und Besucher aus aller Welt über das Messeangebot im In- und Ausland zu informieren sowie sein starkes Engagement im Bereich Forschung und Bildung.
Interessenvertreter der deutschen Messewirtschaft
Nicht zuletzt vertritt der AUMA die gemeinsamen Interessen der gesamten Messewirtschaft gegenüber der Politik. Als die Bedeutung der EU-Kommission auch für Dienstleistungsbranchen stetig zunahm, eröffnete der AUMA 1990 ein Büro in Brüssel. Mit dem Umzug des AUMA von Köln in die Bundeshauptstadt Berlin im Jahr 2001 wurde die Vertretung der Interessen auf nationaler Ebene wesentlich erleichtert.
Am 7. Mai 2007 feierte der AUMA sein hundertjähriges Bestehen mit einem Festakt in Berlin. Im Theater des Westens begrüßte der AUMA-Vorsitzende fast 700 Gäste aus Politik und Diplomatischem Korps, aus der ausstellenden und besuchenden Wirtschaft, aus Messegesellschaften, Serviceunternehmen und Medien. Bundespräsident Horst Köhler sprach aus diesem Anlass über die bedeutende Rolle der Messen für die deutsche Wirtschaft und über Aspekte der nationalen und internationalen Wirtschaftspolitik.