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8. März 2021Kommunikation

Deutsch-Österreichischer Branchentalk zum Messe-Neustart


Das Ökosystem Messe, Perspektiven für den Messe-Neustart und die Bedeutung von Asien waren Themen eines Gespräches zwischen Christoph Berndl, Chefredakteur des Österreichischen Messe & Event Magazins, mit Hendrik Hochheim, AUMA-Geschäftsbereichsleiter Messen Deutschland.

  • Schutzschirme für die Messewirtschaft: Auch die Messewirtschaft in Österreich hat durch die Corona-Pandemie gelitten, dennoch sind die Aussichten beim Nachbarn im Süden etwas besser als in Deutschland. Zum einen hat die Politik dort eine Öffnung im April in Aussicht gestellt, zum anderen federt die Politik dort mit einem Schutzschirm Aussteller bei Messeabsagen in gewissem Umfang ab. Wie ist das in Deutschland, wollte Christoph Berndl wissen.

    Anders als in Österreich, so Hendrik Hochheim, gibt es hierzulande bei Messeabsagen trotz mehrfacher Forderungen des AUMA noch keinen Schutzschirm für Aussteller. Und wenn die Unternehmen das Risiko haben, bei einer kurzfristigen Absage der Messe auf ihren Kosten sitzenzubleiben, melden sie sich nur zögernd für eine Messe an. Mit fatalen Folgen für die jeweilige Messe, denn das Fehlen von wichtigen Branchenteilnehmern beeinträchtigt die Messe als Spiegel des Marktes, und der Veranstalter muss am Ende die gesamte Messe absagen, weil die geringeren Teilnehmerzahlen die Messe unwirtschaftlich machen.  Es gibt zwar diverse Hilfen von staatlicher Seite in der Corona-Pandemie, aber es fehlen messespezifische Programme. Für Messegesellschaften in öffentlichem Eigentum können die Anteilseigner Verluste EU-konform absichern.
  • Messen in der politischen Wahrnehmung: Warum tut sich die Politik in Deutschland so schwer, die Messebranche zu unterstützen, fragte Berndl. Vor allem die Messeplätze haben doch aufgrund ihrer Eigentümerstruktur zahlreiche Kontakte zu politischen Entscheidungsträgern.

    Es gebe hier eine psychologische Komponente, so Hochheim, die sich auf die Wirkung der Bilder in den Medien gründet. Messen werden im Bild der Öffentlichkeit mit Menschenansammlungen assoziiert. Und das ist ein Bild, das in Corona-Zeiten niemand will. Außerdem sei einigen Politikern immer noch nicht ganz klar, wie das Ökosystem Messe funktioniert, welche Gewerke und Dienstleistungen an der Messe hängen. Und welche Folgen Reisebeschränkungen haben. Hochheim erläuterte, welche gesamtwirtschaftlichen Effekte von der Messe ausgehen und dass 100.000 Arbeitsplätze gefährdet seien bei Fortdauer des Lockdowns. Auch wenn in Deutschland Arbeitsplätze über Kurzarbeit noch gesichert sind, viele Arbeitsplätze im Ökosystem Messe stehen auf der Kippe, darunter bei Messebauunternehmen, Agenturen, Veranstaltungstechnikern, aber auch bei Taxifahrern, regionalen Handwerkern, Gastronomen und selbstständigen Dienstleistern.
  • Schnelltest vor Messeeintritt: Beim Österreichischen Nachbarn werden Gesundheitspässe und Negativtests im öffentlichen Leben eingesetzt, auch Eintrittstests werden diskutiert. In Deutschland sei dies grundsätzlich auch denkbar, wird aber teilweise sehr kontrovers diskutiert, so Hochheim. Die Messeveranstalter haben bereits im Herbst 2020 gezeigt, dass Messen unter Corona-Bedingungen erfolgreich sein können und die strengen Hygienemaßnahmen funktionieren.
  • Wie wirkt sich der Digitalisierungsschub auf die Messewirtschaft aus? Abschließend sprachen die zwei Experten über die Rolle der Digitalisierung und welche Bedeutung sie künftig in der Messelandschaft haben wird.

    Hochheim erläuterte Ergebnisse einer Studie vom AUMA mit den Branchenverbänden ZVEI, VDMA und Spectaris aus dem Herbst 2020 zum Ersatz durch digitale Events, die in diesem Frühjahr wieder durchgeführt werden soll. Danach hätten reale Messen, teilweise unterstützt durch digitale Ergänzungen, auch mittelfristig einen hohen Stellenwert. Auch wenn Digitalisierung und digitale Events einen enormen Schub erhalten, zeige der Blick nach Asien, so Hochheim, dass Messen auch in Corona-Zeiten Besuchermagneten sind. Messen finden dort wieder statt und erfreuen sich auch bei den digitalaffinen Generationen großer Beliebtheit. 
  • Fazit: Die Messebranche hierzulande brauche dringend ein Signal zur Öffnung, so Hochheim. Das Schlusswort aus Wien: „Bleiben Sie happy!“

 


Hier finden Sie das komplette Interview: https://youtu.be/KaigNiFAUI4

Text: Anne Böhl




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