Jährlich nehmen bis zu 600 Start-ups dank des Förderprogramms Young Innovators an internationalen Messen in Deutschland teil. Häufig kommen die jungen Gründer und Spezialistinnen mit ihren Innovationen aus Forschungsinstituten und machen mithilfe der Bundesförderung ihre ersten Erfahrungen als Aussteller. Die Peerox GmbH ist eine Ausgliederung des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) in Dresden und wurde 2019 gegründet. Markus Windisch, einer der beiden Gründer und Geschäftsführer, berichtet im Interview mit Anne Böhl, AUMA, über seine ersten Messe-Erfahrungen und wieviel Künstliche Intelligenz unter der Haube seines Vorzeigeproduktes steckt.
Markus Windisch, Mit-Gründer und Geschäftsführer des Dresdner Start-ups Peerox
Lieber Herr Windisch, im vergangenen Jahr hat die Peerox GmbH mit dem Messeprogramm Young Innovators an der Fachpack in Nürnberg teilgenommen. In diesem Jahr beteiligen Sie sich als regulärer Aussteller auf der Anuga Foodtec kommenden März und auf der Fachpack im September. Hat das Messefieber Sie gepackt?
Markus Windisch: Ja, das Messefieber hat uns gepackt! Unsere Kunden fragen oft, warum sie sich mit Wissensmanagement befassen sollen, wenn sie doch eigentlich weniger ungeplante Stillstände in der Produktion möchten. Beides hängt eng zusammen, denn Erfahrungswissen der Mitarbeitenden hat einen bis zu 40-prozentigen Anteil an der Produktionseffizienz. Wie unser Produkt dieses Potenzial hebt, erklärt sich am besten im persönlichen Gespräch. Gerade für diesen direkten Austausch mit Fachleuten sind Messen sehr wertvoll. Die persönliche Interaktion bietet uns die Chance, potenzielle Kunden von unserem innovativen Ansatz zu begeistern und wertvolles Feedback zu erhalten.
Young Innovators hilft jungen Unternehmen, internationale Märkte zu erschließen und Wachstum zu generieren. Wie hat das Förderprogramm ihr Unternehmen unterstützt und was haben Sie an Erfahrung aus Ihren ersten Messebeteiligungen mitgenommen?
Dank des Förderprogramms konnten wir auf erhebliche Unterstützung zählen. Dies umfasste einen geringen Aufwand beim Messebau, der Planung und Gestaltung, eine erhöhte Sichtbarkeit für innovationsorientierte Besucherinnen und Besucher sowie die Möglichkeit zu Synergien mit anderen Start-ups.
Unsere bisherige Messebeteiligung war äußerst aufschlussreich. Wir konnten interessante Leads generieren und haben dabei die Vor- und Nachteile unserer Positionierung zwischen anderen Start-ups erkannt: Einerseits ermöglicht sie das Bündeln von Innovationen, andererseits fehlt es aus Besuchersicht teils an einem klaren Themenfokus. Dank der Erfahrungen durch das Young Innovators-Programm berücksichtigen wir diese Aspekte inzwischen proaktiv bei der Messeplanung.
Peerox hat 2019 den Gründerpreis Digitale Innovationen des Bundeswirtschaftsministeriums gewonnen. Wofür genau?
Mangelndes Erfahrungswissen in der Produktion kann zu erheblichen Produktionsverlusten führen. Durch die Kombination innovativer Technologien und psychologischer Erkenntnisse haben wir das Wissensmanagement in der Produktion revolutioniert. Unser selbstlernendes Assistenzsystem Maddox ermöglicht den jederzeitigen Zugriff auf Erfahrungswissen und steigert die Effizienz der Produktion auf ein unerreichtes Niveau.
Mit dem Gründerpreis waren 32.000 Euro Preisgeld verknüpft. Schon alles ausgegeben?
Mithilfe des Gründerpreises und des Preisgeldes konnten wir Maddox weiterentwickeln, wofür wir sehr dankbar sind.
Ihre Software bietet Lösungen im Wissenstransfer durch die Kombination von Künstlicher Intelligenz und Psychologie. Wieviel KI ist in Ihrem Messestand?
Besucher der Messe haben die Möglichkeit, unseren selbstlernenden digitalen Assistenten live am Stand zu erleben: Unser Demonstrator kann mithilfe eines integrierten Mini-PC Störungen an einer Produktionsmaschine simulieren und Maddox schlägt hilfreiche Lösungen vor. Unter der Haube steckt dabei eine am Fraunhofer IVV Dresden entwickelte KI. Unser Ziel ist jedoch, dass diese gerade nicht prominent zu Tage tritt, sondern im Hintergrund dafür sorgt, dass sich die Nutzung unseres Systems einfach und natürlich anfühlt, ohne sich mit KI beschäftigen müssen.
Vielen Dank!Markus Windisch (38) hat Elektrotechnik in Dresden und Calgary/Kanada studiert und anschlie-ßend an der Technischen Universität Dresden und am Fraunhofer IVV Dresden gearbeitet, bevor er mit einem Kollegen das Start-up Peerox gründete. Seine Lieblingsmesse ist die FachPack in Nürnberg - einerseits weil die Messe in Bezug auf Branchen und Einzugsgebiet optimal passt, anderseits weil Windisch das Messegelände mag: „Im Gegensatz zu manch anderen Standorten in Deutschland kollabiert der ÖPNV auch an geschäftigen Messetagen nicht, die Preise für Unterkünfte bleiben im Rahmen und die Organisation hat bei den letzten Teilnahmen immer super funktioniert“.
21. Februar 2024