Seit Beginn der Pandemie sind viele digitale Anwendungen entstanden, seien es Online-Kurse, virtuelle Meetingformate oder Online-Konferenzen. Der Bedarf trotz pandemiebedingter Einschränkungen Kontakt halten zu wollen, hat die Entwicklung digitaler Tools rasant beschleunigt. Auch in der Messewirtschaft hat die Nutzung virtueller Formate zugenommen.
Wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit der Bedeutung, den Potenzialen oder der Akzeptanz digitaler und hybrider Formate in der Messewirtschaft beschäftigen, muss man derzeit aber noch mit der Lupe suchen. Eine der Studien dazu ist in diesem Jahr an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft entstanden unter Federführung von Professor Dr. Sven Prüser. Die Analyse der Expertenumfrage während des Messe-Lockdowns stellt eines sehr deutlich heraus: „Digitalen Spielereien erteilen die Unternehmen eine klare Absage“, so Prüser. Das gilt vor allem für die Umsetzung digitaler Messehallen und Avataren. Dagegen halten zwei Drittel der Befragten die digitale Präsentation von Exponaten für sinnvoll.
Im Vergleich zu Präsenzmessen schneiden die meisten digitalen Formate bei einer qualitativen Betrachtung schlechter ab. Gleichwohl zeigt die Untersuchung, dass die Experten von der Bedeutung digitaler Formate nach Corona überzeugt sind, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung. So erwarten fast alle Befragten eine zunehmende Nutzung von Videokonferenzen, rund zwei Drittel sehen eine höhere Nutzung von hybriden Messen und von virtuellen Kongressen. Eine Nutzungszunahme von Online-Messen erwarteten zur Befragungszeit im Lockdown 40 Prozent.
Die Experten warnen hingegen davor, den Aufwand von Online-Formaten zu unterschätzen und sehen in dieser Hinsicht einen Vorsprung der Präsenz-Messen. Bei der Befragung zeigt sich entsprechend, dass die Kosten-Nutzen-Relation der Präsenz-Messen mit knappem Vorsprung vor den reinen Online-Messen als besser eingeschätzt werden (34% zu 31%) und mit deutlichem Vorsprung vor den hybriden Formaten (31% zu 19%). Letzteres ist damit zu erklären, dass hybride Formate tendenziell doppelten Aufwand bedeuten.
Die Studie von Professor Sven Prüser thematisiert außerdem den Nutzenvergleich von realen, digitalen und hybriden Messen und analysiert die Antworten der Experten zu den Funktionen und Potenzialen von Präsenz-Messen. Die Untersuchung wurde im Frühjahr und Sommer 2021 im Auftrag des Fachverbandes Messen und Ausstellungen (FAMA), der Interessengemeinschaft deutscher Fachmessen- und Ausstellungsstädte (IDFA) und des AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft durchgeführt. Insgesamt beteiligten sich rund 215 Messeakteure. // 9.12.2021
Die Studie ist im Downloadbereich des AUMA kostenlos erhältlich.
Weitere Informationen und Download:
www.auma.de/de/medien/publikationen#pubId=917