Nach dem Wiener Atomabkommen vom Juli 2015 und der Aufhebung der meisten Wirtschaftssanktionen Anfang 2016 arbeiten viele Unternehmen daran, Kontakte in den Iran wiederaufzubauen, die sie während der Jahre des Embargos nicht aufrechterhalten haben. Insbesondere ausländische Unternehmen, die bislang vom Embargo betroffen waren, investieren jetzt wieder verstärkt in Messebeteiligungen im Iran. Diese bieten ihnen Plattformen u. a. zur Anbahnung und Pflege von Einkäuferkontakten, zur Wettbewerbsbeobachtung sowie zur Suche von Vertriebspartnern.
Mehr Dynamik nach Sanktionsende
Dementsprechend positiv ist derzeit die Entwicklung von Messen im Iran, was an der Anzahl der stattfindenden Messen deutlich wird. Für 2017 sind in der weltweiten Messedatenbank des AUMA 60 Messen im Iran gelistet. Für 2016 waren es 49 und für 2015 waren noch 35 Messen gelistet und damit als für die deutsche Wirtschaft relevant eingestuft. Diese Anzahl liegt höher als vor Beginn der umfassenden Sanktionen 2008. Zwar gibt es einige Messen, die vor Beginn der Sanktionen stattfanden, heute nicht mehr, dafür werden aber neue Messekonzepte umgesetzt. Eine Reihe der bereits damals etablierten Messen findet aber auch weiterhin statt.
Foto: Kish International Exhibitions Center Die Zahlen deuten auch auf einen diversifizierten Messemarkt hin, in dem Fachmessen eine große Rolle spielen und auf Traditionen aufbauen. Die dem AUMA zu einzelnen Messen vorliegenden Statistiken lassen darauf schließen, dass insbesondere die internationalen Messen im Land wachsen und an Internationalität auf der Ausstellerseite zunehmen. Die Besucherseite bleibt bisher überwiegend iranisch.
Die letzte Mehrbranchenmesse in der Hauptstadt Teheran ist die Tehran International Industrial Exhibition (TIIE). Sie ging aus der bis zum Jahr 2000 größten iranischen Messe für Investitionsgüter aller Art hervor. Seitdem wurden immer mehr Branchen in eigene Fachmessen ausgegliedert, sodass sich die TIIE zu einer Messe für allgemeine Industrieausrüstung entwickelt hat, mit einem gewissen Schwerpunkt bei der Metallverarbeitung. Zuletzt nahmen an der TIIE 2016 mehr als 900 Aussteller teil, darunter 100 aus Deutschland. Damit ist sie weiterhin eine bedeutende internationale Plattform für Metallbearbeitung (z. B. Werkzeugmaschinen, Präzisionswerkzeuge, Messtechnik), allgemeine Industrieausrüstung (z. B. Fördertechnik, Kräne, Hebezeuge, Generatoren, Reinigungstechnik, Industrietore, allgemeine Industriewerkzeuge), Engineering und technische Dienstleistungen in Teheran.
Ohne Messelizenz keine Messe
Verschiedene in- und ausländische Messeveranstalter berichten über ihre Absicht, zusätzliche, neue Messen zu etablieren. Dabei sind sie dadurch eingeschränkt, dass Lizenzen in einer Messestadt nur vergeben werden, wenn sich das Angebot einer Messe ausreichend von dem einer anderen Messe abhebt. So wurde beispielsweise für eine neue Messe für Baumaterial eine Lizenz nur unter der Auflage erteilt, dass die neue Messe in erster Linie internationale Aussteller in den Iran bringt und nur eine begrenzte Anzahl iranischer Aussteller zugelassen werden. Iranische Aussteller sind die Hauptzielgruppe einer bereits bestehenden Messe dieser Branche. Eine spezielle Fachmesse zu einem Teilsektor kann dennoch für einheimische und internationale Aussteller erlaubt werden.
Messelizenzen müssen Veranstalter bei der
Trade Promotion Organisation beantragen. Angaben von Messeveranstaltern über den Aufwand, eine solche Lizenz zu erhalten, sind durchaus unterschiedlich. Während die einen von einem relativ einfachen Verfahren berichten, stellt sich die Situation für andere schwieriger dar.