Die russische Wirtschaft verzeichnete in den Jahren 2015 und 2016 aufgrund des Ölpreisverfalls, der politischen Sanktionen und der Schwächung der Landeswährung einen starken Rückgang. Seit 2017 haben indes die Investitionen von Unternehmen und der private Konsum wieder deutlich angezogen. Zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums setzt die russische Regierung auf Digitalisierung, Förderung des Exports und Erhöhung der Arbeitsproduktivität – eine Strategie, die erste Früchte zeigt. Denn nach vorläufigen Angaben des Nationalen Statistikamtes Rosstat wuchs das BIP im letzten Jahr um 1,5%. Für 2018 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) mit einem Wachstum von 1,7%.
Staatliche Maßnahmen zur Förderung von „made in Russia“Für den Ausbau der Digitalwirtschaft werden zum Beispiel bis 2024 jährlich 1,4 Mrd. Euro an staatlichen Fördergeldern zur Verfügung gestellt. Zusätzlich stehen in den Jahren 2018 und 2019 für die Initiative „Digitale Wirtschaft“ rund 7,4 Mrd. Euro zur Verfügung. Mittelfristiges Ziel ist die Steigerung der Exports von Nicht-Rohstoffen, um die Abhängigkeit vom Ölpreis und anderen Rohstoffen zu reduzieren. Dafür wurde im Frühjahr 2015 das Russische Exportzentrum (
REZ) gegründet, das russischen Exporteuren umfassende Dienstleistungen und Beratungen in juristischen und organisatorischen Fragen anbietet. Dazu zählt auch die Unterstützung bei Beteiligungen an Auslandsmessen und an Foren.
Die Auferstehungskirche (Blutkirche) in St. Petersburg - Foto: Jürgen Mala / pixelio.de Seit 2017 können russische Produzenten nach einem strengen Zertifizierungsverfahren ihre Produkte mit dem Label „made in Russia“ versehen lassen und damit werben. Die russische Regierung plant, den Export russischer Waren bis 2025 mit rund 736 Mio. USD zu fördern. Ausländische Direktinvestitionen außerhalb des Finanzsektors legten in 2017 ebenfalls auf über 30 Mrd. USD zu. Unter den wichtigsten Investoren nahm Deutschland den siebten Platz ein.
Wichtigste Exportgüter Russlands
Zu den wichtigsten Exportgütern 2017 zählen Energieträger, Metalle und Erzeugnisse aus Metall und der chemischen Industrie, Maschinen und Geräte sowie Nahrungsmittel und landwirtschaftliche Produkte. Wichtigste Importgüter waren Maschinen und Anlagen sowie chemische Produkte. Mit einem Anteil von rund 8,6% am russischen Außenhandel war Deutschland 2017 der zweitgrößte Handelspartner nach der VR China (14,7%).
Überwindung der Sanktionen: Importe ersetzen
Seit Beginn der Sanktionspolitik durch die USA und die EU aufgrund des Ukrainekonflikts im Jahr 2014 sanktioniert Russland als Gegenmaßnahme unter anderem die Einfuhr von zahlreichen Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Produkten aus der EU und den USA. Um Importe zu ersetzen, führte Russland 2015 den „Sonderinvestitionsvertrag“ (SPIK) ein, mit dem sich Firmen verpflichten, ein langfristiges Investitionsprojekt mit hohem Produktionsgrad in Russland umzusetzen. Darüber hinaus werden in- und ausländische Unternehmen mit Steuervergünstigungen, Zollerleichterungen und Beteiligung an staatlichen Ausschreibungen und Förderungen in- und ausländische Unternehmen angesprochen. Die Importsubstitution umfasst bisher mehr als 20 Branchen, wie Automobilindustrie, IT, Leichtindustrie, Medizintechnik, Land- und Agrarwirtschaft, Energie, Elektrotechnik/Elektronik, Pharma- und chemische Industrie, Maschinenbau und Metallurgie.
Neue Seidenstraße öffnet den eurasischen Binnemarkt für China
2015 gründeten die Länder Russische Föderation, Weißrussland, Kasachstan, Armenien und Kirgistan die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU), die einen Binnenmarkt mit etwa 180 Mio. Einwohnern bilden.
Russland ist fester Bestandteil der neuen Seidenstraße „One Belt and One Road“, die vor einigen Jahren von der chinesischen Regierung initiiert wurde. In den ersten drei Quartalen 2017 stieg der bilaterale Handel mit Russlands Handelspartner Nummer eins, der VR China, um mehr als 22% auf rund 55 Mrd. Euro. Bis 2020 soll er sich auf 180 Mrd. Euro erhöhen. Über diverse Fonds ist China an russischen Projekten beteiligt. So wurde im Juli 2017 ein russisch-chinesischer Investitions- und Kooperationsfonds zur Finanzierung von gemeinsamen Projekten im Rahmen der Seidenstraße-Initiative und der Eurasischen Wirtschaftsunion in Höhe von 9,1 Mrd. Euro gegründet. Investiert wird in Öl- und Gasprojekte und Hochgeschwindigkeitszugstrecken. Zudem strebt die Eurasische Wirtschaftsunion eine enge Wirtschaftspartnerschaft mit der VR China an.
Wirtschaftsdaten Russland 2016/2017 (Schätzungen/Prognosen)
BIP
| 1469,3 Mrd. USD (2017)
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Einwohner
| 146,8 Mio. (2017)
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Exporte
| 285,5 Mrd. USD (2016)
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Exporte nach Deutschland
| 26,5 Mrd. Euro (2016)
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Importe
| 182,3 Mrd. USD (2016)
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Importe aus Deutschland
| 21,5 Mrd. Euro (2016)
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Quelle:
Destatis,
Nationales Statistikamt (GKS),
GTAI
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Deutschland ist Handelspartner Nummer 2 für Russland
Nach vier Jahren Rückgang hat sich der bilaterale Handel zwischen Russland und Deutschland erholt und erhöhte sich in den ersten drei Quartalen 2017 um 22%.
Vor allem die gute Versorgung mit Rohstoffen und Energieträgern, die Marktgröße sowie der hohe durchschnittliche Bildungsgrad der russischen Bevölkerung bieten gute Perspektiven für Auslandsinvestitionen. Störfaktoren im Russlandgeschäft sind strukturelle Probleme wie eine hemmende Bürokratie, der schwankende Wechselkurs, Protektionismus und gegenseitige Sanktionen.
Außenhandel Deutschland-Russland
Deutschland importiert vor allem Erdöl und Erdgas, Petrochemie, Nichteisenmetalle und Kohle aus Russland. Der deutsche Export nach Russland umfasst Maschinen, Kraftfahrzeuge und -teile, Arzneimittel, Elektrotechnik, Kunststoffe und Mess- und Regeltechnik. In Russland sind rund 5.000 deutsche Unternehmen tätig.