„Die Kombination von Tradition und Anpassungsfähigkeit ist der Schlüssel zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit“
Im italienischen Mailand treffen sich dieser Tage die Führungskräfte der globalen Messewirtschaft auf dem UFI Global Summit. Ein wichtiger Termin für Chris Skeith, OBE, der im Januar in sein neues Amt als Geschäftsführer der Weltmesseorganisation UFI gestartet ist. Was seine ersten Projekte im 100. Jubiläumsjahr der UFI sind und was Europa von den neuen Messemärkten lernen kann, erzählt der neue UFI-CEO im Interview mit Jörn Holtmeier, AUMA-Geschäftsführer – übersetzt ins Deutsche.
Lieber Chris Skeith, Du hast im Januar das Amt des Geschäftsführers des Weltverbandes der Messewirtschaft UFI übernommen. Herzlichen Glückwunsch! Was wird Dein erstes Projekt sein?
Vielen Dank für die freundlichen Worte! Mein erstes Projekt als UFI-Geschäftsführer konzentriert sich darauf, zuzuhören, zu lernen und mit unserer globalen Gemeinschaft in Kontakt zu treten. In den kommenden Monaten werde ich mich mit Mitgliedern, Interessenvertretern und Teams austauschen, um Erkenntnisse zu sammeln, die die zukünftige Strategie der UFI formen und unseren gemeinsamen Einfluss stärken werden. Wichtige Veranstaltungen wie der Global CEO Summit in Mailand und die Asien-Pazifik-Konferenz in Melbourne werden Gelegenheiten bieten, die Zusammenarbeit und Innovation in der gesamten Branche zu fördern. Während wir das 100-jährige Bestehen der UFI feiern, freue ich mich darauf, unser reiches Erbe zu würdigen und gleichzeitig ein nachhaltiges Wachstum voranzutreiben und sicherzustellen, dass Messen eine wichtige Plattform für globale Beziehungen bleiben.
Du warst bei der Association of Event Organisers (AEO) und hast daher viel Erfahrung mit der britischen Messewirtschaft. Wie läuft das Messegeschäft auf der Insel? Was werden die Herausforderungen in Deiner neuen Aufgabe sein?
Der britische Markt läuft gut, sowohl in Bezug auf die inländischen Aktivitäten als auch international. Die Zahl der Veranstaltungen und die wirtschaftlichen Auswirkungen haben wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht. Die britischen Veranstalter bauen ihr Geschäft in wichtigen Märkten und Regionen aus. Die Mitglieder stehen aber vor den gleichen Herausforderungen wie der Rest der Welt, etwa die Anerkennung der Branche durch Regierungen und Regulierungsbehörden, die Gewinnung und Bindung von Nachwuchskräften und die Nachhaltigkeit. Die meisten AEO-Mitglieder sind bereits Mitglieder der UFI, und ich war zuvor Vorsitzender des UFI Associations’ Committees und saß im UFI-Exekutivausschuss und -Vorstand, so dass meine neue Rolle in vielerlei Hinsicht eine Weiterentwicklung ist, auf die ich mich sehr freue.
Die UFI wurde 1925 in Mailand gegründet. Der 100. Jahrestag steht vor der Tür. Was hat die UFI geplant? Kannst Du uns schon etwas über die Veranstaltung verraten?
Das 100-jährige Bestehen ist ein Anlass, über unsere Geschichte nachzudenken, unsere Archive zu durchforsten und mit Visionen und Ehrgeiz in die Zukunft zu blicken. Bei diesem Meilenstein geht es darum, die Vergangenheit zu ehren und gleichzeitig unseren Mitgliedern Mehrwert und Möglichkeiten zu bieten. Wir werden eine neue Website einrichten und spezielle Inhalte veröffentlichen, um unsere Reise zu feiern. Auf unseren regionalen Veranstaltungen finden das ganze Jahr über Aktivitäten statt, die in einer großen Feier auf dem Weltkongress in Hongkong gipfeln, bei der unsere Gemeinschaft zusammenkommt, um dieses Ereignis zu feiern und die Zukunft zu gestalten.
Nach der Coronavirus-Pandemie hat sich die Messewirtschaft stark erholt und wächst weltweit. Welche Regionen verzeichnen das größte Wachstum und was kann das alte Europa mit seinen traditionellen Messemarken von den neuen lernen?
Die Messewirtschaft hat seit der Pandemie eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und ein bemerkenswertes Wachstum gezeigt, wobei Regionen wie der asiatisch-pazifische Raum und der Nahe Osten den Weg weisen. So meldeten Malaysia und Thailand im Jahr 2023 ein außergewöhnliches Umsatzwachstum von 143 Prozent beziehungsweise 139 Prozent im Vergleich zu 2022. Auch Saudi-Arabien baut seinen Einfluss weiter aus, angetrieben durch die Vision 2030 und erhebliche Investitionen in Infrastruktur und Veranstaltungen. Das alte Europa mit seinen etablierten Messemarken kann von dieser Dynamik lernen, indem es sich Innovationen zu eigen macht, Technologien wie KI nutzt und agile Praktiken einführt. Die Kombination von Tradition und Anpassungsfähigkeit ist der Schlüssel zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit in dieser sich entwickelnden Landschaft.
Welche drei Entwicklungen werden die globale Messewirtschaft in den nächsten Jahren am stärksten verändern?
Erstens wird die Technologie eine transformative Rolle spielen. Künstliche Intelligenz, Augmented und Virtual Reality verändern das Spiel, indem sie personalisierte Erlebnisse, immersive virtuelle Exponate und ein intelligenteres Veranstaltungsmanagement ermöglichen. KI kann zum Beispiel Besucher und Aussteller effektiver zusammenbringen, wodurch Veranstaltungen attraktiver und effizienter werden.
Zweitens wird die Nachhaltigkeit ein wichtiger Schwerpunkt sein. Die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Veranstaltungen steigt, und die Veranstalter müssen Praktiken wie die Nutzung erneuerbarer Energien, Abfallvermeidung und Programme zum Ausgleich von CO2-Emissionen einführen, um relevant zu bleiben.
Und schließlich boomen aufstrebende Märkte wie der asiatisch-pazifische Raum und der Nahe Osten. Mit erheblichen Investitionen in Infrastruktur und Innovation setzen diese Regionen neue Maßstäbe. Traditionelle Märkte können viel lernen, wenn sie sich an diese Dynamik anpassen und sich auf grenzüberschreitende Zusammenarbeit konzentrieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Februar 2025
Chris Skeith ist seit dem 1. Januar 2025 CEO bei der UFI und hat damit die Nachfolge von Kai Hattendorf angetreten. Skeith wechselt zur UFI von der Association of Event Organisers (AEO), wo er seit 2014 als CEO tätig war. Während seiner Amtszeit hat er sich für die Förderung der britischen und internationalen Veranstaltungsbranche eingesetzt und eng mit der UFI-Geschäftsführung in Fragen des Veranstaltungsmanagements und der Interessenvertretung zusammengearbeitet.
Skeith ist seit Jahren in der UFI aktiv, war Vorsitzender des Associations` Committees und Mitglied des Exekutivausschusses. In seiner früheren Laufbahn war er unter anderem beim Audit Bureau of Circulations tätig und leitete Verbände wie ESSA und AEV. Im Jahr 2021 wurde er für seine Verdienste um die Veranstaltungsbranche mit einem dem britischen Verdienstorden OBE ausgezeichnet.
Auf seine Lieblingsmesse angesprochen meint Chris Skeith: „Es ist schwer, eine einzelne Messe zu nennen, also würde ich sagen, Messen, die die Messebranche zusammenbringen, wie die International Confex in Großbritannien und die IMEX in Frankfurt am Main.“
Lesen Sie hier die englischsprachige Originalversion des Interviews mit Chris Skeith, OBE, CEO UFI.