Vor dem Hintergrund einer langsamer werdenden Wirtschaftskonjunktur, Protektionismus und Zollkrisen fragt sich die Messebranche rund um den Globus, wie ihre mittelfristigen Perspektiven sind. Der Weltmesseverband UFI hat jetzt einen Ausblick auf 2020 veröffentlicht, in dem fünf Trends für die Messewirtschaft weltweit ausgewiesen werden.
Von Kai Hattendorf, UFI CEO
2019 neigt sich dem Ende zu - also machen wir uns bereit für die „20er!“ Zu Beginn dieses neuen Jahrzehnts scheint die Welt weniger stabil und in vielen Bereichen des Lebens gestört zu sein - in der Politik, in der Technik, in der Gesellschaft und in der Wirtschaft.
Wie jedes Jahr verfolgen wir bei UFI die Entwicklungen in der Messe- und Veranstaltungsbranche weltweit auf eigenen Veranstaltungen, in zahlreichen Gesprächen und über viele andere Kanäle. Hier sind unsere 5 Trends, auf die Unternehmen bei Messen und Veranstaltungen im Jahr 2020 achten sollten:
1. Der Gipfel der Globalisierung?
Das Wachstum der Weltwirtschaft verlangsamt sich. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hinterlässt seine Spuren in der Wirtschaft beider Länder ebenso wie in der übrigen Welt. Darüber hinaus herrscht in vielen Ländern der Welt politische Unsicherheit, die einen allgemeinen Trend zum Protektionismus markiert. Einige Analysten gehen davon aus, dass wir kurz davorstehen, den Gipfel der Globalisierung und danach das Wiederaufleben regionalerer Handelsmuster zu erreichen. Die Botschaft für unsere global vernetzte Branche ist klar: Die Ausgewogenheit der Portfolios über Regionen und Branchen hinweg ist entscheidend, um auch in den kommenden Jahren erfolgreich zu sein.
2. Ernsthaftigkeit bei Nachhaltigkeit
Die Diskussion um Nachhaltigkeit wird sich weiter intensivieren. Jede Branche ist gefordert, zu belegen, was sie konkret zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise beiträgt. Bereits 2019 gab es witterungsbedingte Messeabsagen und Verzögerungen bei Projekten, da die Außentemperaturen für die Arbeiter schlichtweg zu hoch wurden. Die damit verbundenen Herausforderungen für unsere Branche sind sowohl in den großen Themen als auch in kleineren Aktionen verwurzelt. Die gute Nachricht ist, dass wir zwar alle viel zu tun haben, jede von uns organisierte Veranstaltung immer nachhaltiger zu machen. Insgesamt aber sind und bleiben Messen und andere Meeting-Formate der nachhaltigste Weg, um alle Akteure einer Branche zusammenzubringen.
3. Das Vertrauen unserer Kunden erhalten
Der Schwerpunkt vieler Strategien in unserer Branche liegt immer mehr auf der Kundenorientierung - getrieben von den Trends der letzten Jahre, die darauf abzielen, ein einzigartigeres Besuchererlebnis bei Veranstaltungen zu schaffen. Dies hat viele Formen und Ausprägungen, aber im Kern geht es darum, dass unsere Branche ein zuverlässiger Partner unserer Kunden bleiben muss.
Vieles davon dreht sich um Daten und Transparenz an allen Kundenkontaktpunkten - von der Preispolitik über die Besucherzahlen bis hin zu ROI-Daten. Wenn Daten tatsächlich „das neue Öl“ sind, dann müssen die Daten, mit denen wir Aussteller und Besucher anziehen, und die wir für sie generieren, vertrauenswürdig sein und einer neutralen Überprüfung standhalten. Es gibt Elemente in unserem Geschäftsmodell, die sich nur schwer in Datenfelder übersetzen lassen, eben weil der direkte Kintakt unter Menschen (das „Face to Face“) ein Treiber sind. Hier sind wir auf Narrative und Kundenerfolgsgeschichten angewiesen. Es ist das, was unsere Unternehmen in Zeiten der „digital disruption“, der digitalen Brüche in ganzen Industrien um uns herum, widerstandsfähig macht.
4. Entwicklung des Geschäftsmodells
Messen sind zu einer Mischung aus Formaten geworden, die Elemente der klassischen Hallenplanung mit speziellen Flächen für Ausstellerpräsentationen, mit Konferenzbühnen, mit Erlebnisprogrammen verbinden. Die Entwicklung des Geschäftsmodells schreitet voran und alte „Silos“ von Kompetenzen zwischen Messe- und Konferenzmanagern verschwinden.
Eine neue, vielfältigere Mischung aus Branchenführern und Hands-on-Teams ist dabei, das Messeerlebnis neu zu definieren. Dies führt auch zu einer laufenden Überprüfung der Geschäftsmodelle und Preismodelle. Neben dem traditionellen „Flächenverkauf“-Ansatz entstehen neue Umsatzquellen.
5. Bleiben wir einzigartig und vielfältig
Als Branche sind wir einzigartig. Unsere tägliche Aufgabe ist es, Plattformen für ganze Branchen aufzubauen. Viele Neuankömmlinge und Quereinsteiger in unserer Branche finden es äußerst wertvoll, dass wir als Branche offen sind für Austausch und Zusammenarbeit. Angesichts neuer Herausforderungen ist es ermutigend zu sehen, dass dies auch die Zahl der produktiven Austausch- und Kooperationsmöglichkeiten erhöht. In dem Maße, wie die Qualifikationen in den Vorstandsetagen breiter werden und diese Gremien heterogener und vielfältiger werden, nach Alter, Geschlecht, Kulturen und Erfahrungen - in dem Maße wird unsere Branche diverser. Diese Vielfalt wird den anhaltenden Erfolg unserer Branche als Ganzes bestimmen.
Paris, 03.12.2019