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12. Dezember 2019Aus- & Weiter­bildung

Interview: Arbeiten in der Messewirtschaft

​​Employer Branding und Recruiting im digitalen Zeitalter war das Thema eines Workshops im Rahmen des AUMA-Arbeitskreises „HR in der Messewirtschaft“, der am 5. November 2019 in Berlin stattfand. Andreas Herde, CEO der Agentur YeaHR! GmbH, moderierte nach einem Impulsvortrag zu Human Resources Management einen Austausch der Teilnehmer zu den Besonderheiten des Arbeitsplatzes Messe.

Andreas Herde, Geschäftsführer YeaHR! GmbH, einer Employer Branding Agentur mit Sitz in Düsseldorf

AUMA: Herr Herde, finden Sie es attraktiv, in der Messewirtschaft zu arbeiten?

Andreas Herde: Ja, das halte ich gerade bei uns in Deutschland, dem Messeweltmeister, für durchaus attraktiv. Trotz der Digitalisierung, die auch in unserem Geschäftsmodell und unserer Unternehmensphilosophie eine wichtige Rolle spielt, wird das Thema „Messe“ nicht verschwinden. Ich halte das „System Messe“ für zukunftsfähig, weil Menschen heute und auch morgen noch immer gerne persönlich Geschäfte machen, Produkte begutachten und im persönlichen Austausch netzwerken wollen. Ein gewisser Schwachpunkt der Messewirtschaft als Arbeitgeber ist, dass die  allermeisten Messen sehr stark mit ihren Inhalten aufgeladen sind und mit diesen identifiziert werden. Denken wir nur an Buch-, Wein-, Automobil- oder Tourismusmessen. Der Transport der jeweiligen Themen ist natürlich eine wichtige und zentrale Aufgabe der Messeveranstalter, erschwert es ihnen gleichzeitig aber auch, eine eigene Identität zu entwickeln. Der starke Fokus auf die Inhalte überlagert andere Aspekte. Das macht auch die Positionierung als Arbeitgeber schwer. 


AUMA: Welche besonderen Pluspunkte können Messen anbieten, wenn sie sich um neue Bewerber bemühen? 

Andreas Herde: Die Messewirtschaft bietet doch als sehr grenzüberschreitender Laufsteg und sehr international ausgerichtetes Business ein höchst attraktives Arbeitsumfeld. Gar keine Frage. Messen sind zudem die Bühne, auf denen Welt-Neuheiten zuerst präsentiert werden. Das ist spannend. Und seien wir ehrlich: Auch die Nähe zu prominenten Teilnehmern – sei es nun aus dem jeweiligen Business, aus der Welt des Entertainment, Show-Biz oder auch Sport – hat für viele von uns eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Auf Messen ist man immer direkt am Puls der Zeit. Hinzu kommt das „Adrenalin“, weil Messe-Teams per se immer zeitlich auf den Punkt liefern müssen. Mir persönlich treibt es immer den Schweiß auf die Stirn, wenn ich den Status von Messeständen noch wenige Stunden vor Eröffnung sehe. Wie von Zauberhand ist dann aber doch stets alles perfekt, wenn es wirklich losgeht. Bewundernswert. Die Bandbreite der Berufe in der Messebranche von handwerklichen Berufen über den Vertrieb bis hin zu digitalen Berufsbildern ist ebenfalls sehr spannend. Denn auch Messen werden immer digitaler. Das gilt sowohl für die Aussteller als auch für die Messeinfrastruktur zum Beispiel beim Besuchermanagement. 

AUMA: Welche Bedingungen in der Messebranche sind für Bewerber eher kritisch und müssen besonders vermittelt werden?

Andreas Herde: Messen erscheinen auf den ersten Blick nicht besonders nachhaltig. Und in der Tat gab es hier zumindest in der Vergangenheit zu viel Ex-und-Hopp-Mentalität. Sowohl die Aussteller als auch das Publikum haben häufig lange An- und Abreisewege, der Verkehr in den Messestädten schwillt für die Zeit der Ausstellungen oft stark an, an den Ständen wird viel mit Einweg-Hardware gearbeitet, mehr oder weniger nutzlose Give-Aways verstopfen die Abfalltonnen schon auf oder vor dem Messegelände und einiges mehr. Solche Dinge sehen heute viele Kandidaten recht kritisch. Die Messen in Deutschland müssen da aus meiner Sicht aktiv gegen anarbeiten und vor allem viel stärker als bisher kommunizieren, dass in Sachen Nachhaltigkeit schon einiges getan wird, wenn man die jungen Generationen adressieren und von einer Tätigkeit in der Branche überzeugen will. 


Messen erstrecken sich auch häufig in die Abendstunden und in die Wochenenden und finden selten vor der Haustüre der Beschäftigten statt. Arbeitszeiten, Flexibilität und Reisebereitschaft sind daher auch Themen, die in der Kandidatenansprache adressiert werden müssen. Das ist absolut machbar, muss aber eben auf die Agenda.

Andreas Herde ist Gründer und Geschäftsführer der HR-Boutique YeaHR! und spezialisiert auf datengetriebenes Recruiting und Employer Branding.

AUMA-Arbeitskreis HR in der Messewirtschaft
Bettina Rosenbach, AUMA-Referentin für Aus- und Weiterbildung, koordiniert die Diskussionsplattform für AUMA-Mitglieder.




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