Vom 16. bis 19. November fand der diesjährige Kongress des Weltmesseverbandes UFI statt – aufgrund der Corona-Pandemie erstmals rein digital.
700 Messe-Experten aus 51 Ländern verfolgten
16 Stunden lang die zahlreichen Vorträge und Diskussionen aus London, Dubai, Hong Kong und Bogota. Seitens des AUMA beteiligten sich Jörn Holtmeier, Geschäftsführer, und Marco Spinger, Geschäftsbereichsleiter Globale Märkte & IT.
Der UFI-Kongress bot 16 Stunden Vorträge und Diskussionen zu den neuen Realitäten für Weltwirtschaft, Geopolitik, Gesundheit und die damit verbundenen Branchen Tourismuswirtschaft, Gastgewerbe, Messen und Business-Events.
Das Motto des Kongresses lautete zwar „Resilience“, mehr noch bewegte die weltweite Messewirtschaft aber die Nachricht, in diesem Jahr zwei Impfstoffe gegen Covid-19 zuzulassen. Für viele Redner war diese Ankündigung der Silberstreif am Horizont, ein Hoffnungsschimmer für eine Branche, die weltweit unter enormen Einbußen leidet. Zwar könne niemand seriös vorhersagen, wann internationales Reisen mit vertretbarem Aufwand wieder möglich sind und nationale Veranstaltungsverbote aufgehoben werden, aber dass die Wirtschaft den persönlichen Austausch auf Messen braucht, war unstreitig. Dies zeige sich auch an der schnellen Erholung des Messegeschäfts in China. In diesem auf Digitalisierung setzenden Land werde das Marketinginstrument Messe ganz offenbar stark gebraucht, erläuterte Gloria Guevara Manzo, President & CEO des World Travel & Tourism Council. Manzo betonte, dass die internationale Zusammenarbeit bei Einreise-Erleichterungen durch Schnelltests und Vermeidung von Quarantänepflichten für negativ Getestete entscheidend sei für die Erholung der Messewirtschaft.
Sind digitale Messeformate die Zukunft?
In einer Podiumsdiskussion teilten Carina Bauer (CEO der IMEX Group), Hugh Jones (CEO von Reed Exhibitions), Simon Kimble (Chairman von Clarion Events) und Charlie McCurdy (President & CEO von Informa Markets) ihre Sicht auf die Frage, wer Gewinner und Verlierer der fortschreitenden Digitalisierung sein werde. Die Teilnehmer dieser Session waren sich einig, dass wir in einer Zeit der Experimente und des Lernens leben. Noch nie habe man so schnell von branchenfremden Experten gelernt, wenn es um die Realisierung digitaler Formate ging. Am Ende entscheide immer der Markt, welche Formate für alle Akteure, Veranstalter, Anbieter und Einkäufer gewinnbringend sein werden. Es sei jedoch noch zu früh für eine klare Vision, welche Marktplätze sich rein digital oder als Hybridangebote durch Reichweitenverbesserungen skalieren lassen. Bei allen digitalen, also auch bei Hybridformaten, trete man immer gegen sein eigenes Präsenzkonzept und gegen das gesamte Internet an.
Das persönliche Moment bleibe ein Pluspunkt von Messen
Je höher der Rang eines politischen Akteurs sei, desto eher wollten sich diese auch real treffen, betonte Wolfgang Ischinger, früherer deutscher Botschafter in Washington, London und Paris und jetziger Organisator der Münchner Sicherheits-Konferenz. Oft könnten in zwei bis drei Tagen mehr vertrauliche Gespräche geführt werden, als dies durch lang vorzubereitende, digital stattfindende Zweier-Gespräche möglich sei. Gerade erste Treffen zweier Personen könnten rein digital nicht mit demselben Anspruch an das Entstehen persönlicher Beziehungen stattfinden. Je wichtiger das reale Treffen vor der Krise war, desto wichtiger wird es nach der Krise sein. Denn die weniger wichtigen Treffen würden weiter an Bedeutung verlieren, da die Ressourcen der Nutzer solcher Treffen durch die Krise zunächst geringer werden bzw. sich auch zugunsten digitaler Lösungen verteilen werden, so ein Kommentar aus dem Teilnehmerkreis.
Weg vom Gefahren-Management - hin zum Risiko-Management
Als Experte für die aktuelle Gesundheitslage nahm der deutsche Virologe Prof. Hendrik Streeck teil. Trotz der Hoffnung, die man auf Impfstoffe setze, sei die Wirtschaft kurz- und mittelfristig angewiesen auf einen Strategiewechsel in der Gesundheitspolitik. Je mehr wir über das Virus erfahren, umso mehr müsse man vom „Gefahren-Management“ weg hin zu einem „Risiko-Management“ kommen. Die Pandemie werde nach ein oder zwei Jahren nicht komplett überwunden sein. Die Gesellschaften brauchten neben dem Schutz besonders gefährdeter Gruppen eine Perspektive durch Hygienekonzepte, Teststrategien und eine weiter verstärkte Forschung im Bereich der medikamentösen Behandlung.
Im Rahmen des UFI-Kongresses gaben Andrew Bernardi und Quintett ein Konzert in der leeren Messehalle des
ExCel London. // Foto: UFI
Trotz des digitalen Formats bot der Weltkongress eine Vielzahl von Vernetzungsmöglichkeiten und besonderen Momenten. Der Höhepunkt war ein Auftritt des Geigers Andrew Bernardi, der ein kurzes Konzert in einer der riesigen und derzeit leeren Messehallen des ExCel London gab. Andrew Bernardi spielte auf
seiner Amici Stradivari von 1696 gemeinsam mit den anderen Musikern Stücke des britischen Komponisten Edward Elgar. Sie erinnerten die Delegierten eindringlich daran, wieviel Energie entsteht, wenn Menschen zusammenkommen, sei es aus Geschäftsgründen oder für Musik.
Alle Sessions des Weltkongresses werden bis zum 4. Dezember 2020 verfügbar bleiben.
Weitere Informationen:
www.ufi.org