Die jüngst veröffentlichte Geschäftsreiseanalyse 2023 des Verbands Deutsches Reisemanagement (VDR) liefert interessante Einblicke in die Entwicklung der Geschäftsreisetätigkeiten deutscher Unternehmen. Im Jahr 2022 stieg die Zahl der Geschäftsreisen um 82 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt, dass Geschäftsreisen wieder dringend nötig und auch wieder möglich waren. Das Niveau liegt aber noch deutlich unter dem des Vorkrisenjahres 2019, das wohl auf absehbare Zeit nicht wieder erreicht werden wird.
Denn mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen geht von einer langfristigen Reduktion ihrer Reisetätigkeiten im Vergleich zu 2019 aus. Stattdessen werden die einzelnen Geschäftsreisen länger. Als Hauptgründe für diese Veränderung werden Videokonferenzen als Ersatz für Meetings, gestiegene Kosten für Reisen, die Bündelung von Terminen und Nachhaltigkeitsaspekte genannt. Weiterhin prüfen die Unternehmen noch stärker die Notwendigkeit der Reisen.
Höhere Kosten führen zu längeren Reisen
Ein besonderer Fokus der Analyse liegt auf den Kosten der Geschäftsreisen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die durchschnittlichen Kosten pro Geschäftsreise um elf Prozent gestiegen. Dieser Anstieg ist sowohl auf Preiserhöhungen als auch auf die gestiegene Durchschnittsdauer der Reisen im Jahr 2022 zurückzuführen. Zudem wurden mehr Tickets für die Business Class gebucht als noch im Jahr 2019. Die Ausgaben pro Person und Reisetag stiegen von 147 auf 154 Euro. Um Kosten zu optimieren, setzen Unternehmen vermehrt auf die Bündelung von Geschäftsreisen. Obwohl der Aufenthalt dadurch länger wird, können die Transportkosten reduziert werden.
Veränderungen bei den Reisezielen
Die Geschäftsreiseanalyse 2023 zeigt darüber hinaus Verschiebungen bei den bevorzugten Reisezielen deutscher Unternehmen. Die Bedeutung der Nachbarländer Schweiz und Österreich ist gestiegen, während die USA und China im Geschäftsreise-Ranking an Bedeutung verloren haben. Die pandemiebedingte Abschottung Chinas sowie Restriktionen für die Einreisen in die USA haben sich auf die Reiseentscheidungen der Unternehmen ausgewirkt. Hingegen hat Indien an Bedeutung gewonnen, während Russland aus der Statistik verschwunden ist.
Ausblick auf die Zukunft von Geschäftsreisen
Die Geschäftsreiseanalyse 2023 zeigt die Veränderung in der Unternehmensreisekultur. Unternehmen setzen verstärkt auf alternative Lösungen wie Videokonferenzen, um Geschäftsreisen zu reduzieren und Kosten einzusparen. Gleichzeitig spielen Nachhaltigkeitsaspekte eine immer wichtigere Rolle. Der VDR geht davon aus, dass sich dieser Trend auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird.
Geschäftsreisen zu Messen
Die VDR-Analyse differenziert nicht nach Reiseanlässen, weshalb Reisen zu Messen nicht separat erfasst wurden. Die AUMA-Statistiken für das erste Halbjahr 2023 deuten darauf hin, dass sich die Zahlen zu Geschäftsreisen zu Messen schneller erholen als der Durchschnitt der Geschäftsreisen. Mit über 115.000 ausstellende Unternehmen und 6,8 Millionen Besucherinnen und Besuchern nähern sich die Kennzahlen dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Es zeigt sich also, dass Reisen zu Messen - anders als andere Geschäftsreisen - nicht durch Alternativen wie etwa Videokonferenzen ersetzt werden. Digitale Messeformate, die während der Pandemie geschaffen wurden, sind zugunsten der Präsenzmessen fast vollständig von der Bildfläche verschwunden.
18. Juli 2023